
Die Geschichte Antiochias
Herzlich willkommen und vielen Dank für Ihren Besuch als auch Ihr
Interesse an unserer heutigen Kulturveranstaltung.
Wir begleiten Sie nun auf einer komprimierten, aber auch intensiven Zeitreise durch die Geschichte Antiochias.
Wir danken unserem Gemeindemitglied Cibrail Yalaza für die Recherche und Zusammenfassung.
Antakya, Samandaği und Defne
Heute wird die Region Hatay genannt – diese liegt im Süden der Türkei und befindet sich am Mittelmeer. Gleichzeitig bildet Hatay das Grenzgebiet zu Syrien. In der Geschichte sprechen wir von den bekannten Orten Antiochia, Seleukia Piera und Daphne.
In der Frühantike (800 – 300 v. Chr.) lebten in dieser Geographie im ländlichen Raum hauptsächlich Aramäer und Assyrer unter der Herrschaft des Persischen Königreiches.
Im Laufe der Geschichte fanden hier Makedonier, Griechen, Süditaliener, Juden, Armenier, Araber, Kurden und Türken eine Heimat. Und das gilt bis zum heutigen Tag.
333 v. Chr.
Alexander der Große übernimmt die Herrschaft in der Region. Dies geschah nach dem berühmtem Sieg gegen Perser König Darius bei Isos (heute: Iskenderun/Türkei).
323 v. Chr.
Alexander der Große stirbt und es folgt die Zerschlagung seines Reiches.
312 v. Chr.
Seleukos Nicator (makedonischer Feldherr unter Alexander dem Großen und später König des Seleukidenreiches) übernimmt einen großen Anteil des alten Reiches unter seiner Macht.
Damit beginnt die Geschichte der Seleukiden, und damit einhergend ein hellenistisches Zeitalter. Der Hellenismus bezeichnet die Verbreitung und Verschmelzung der griechisch- makedonischen Kultur (Sprache, Kunst, Lebensweise) im gesamten Mittelmeerraum mit den Kulturen der Perser, Aramäer, Assyrer, Juden und weiterer Völker.
300 v. Chr.
Seleukos Nicator war begeistert von der strategischen Lage, dem Klima und der fruchtbaren Vegetation dieser Region. Deshalb entschied er sich hier eine Stadt mit einer Festung zu errichten und nannte sie Antiochia. Somit begann im Jahre 300 vor Christus die Geschichte der Stadt.
Entwicklungsgeschichte Antiochia
Die befestigte Stadt entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Lebensräume der Antike. Es folgten weitere Städte wie Seleukia, Laodikeia, Apameia und viele andere. Es wurden viele Städte gegründet, von denen bis heute noch elf existieren.
Seleukos benannte sie nach seinem Vater Antiochos, seiner Mutter Laodikeia, seiner Frau Apameia und nach sich selbst. Um seine Vision zu verwirklichen, holte Seleukos gebildete Künstler, Baumeister,
Handwerker und Arbeiter aus dem gesamten Reich. Zum Schutz der Städte setzte er neben Makedoniern auch jüdische und armenische Soldaten ein.
Nach und nach wurden tausende Makedonier, Griechen, Armenier und Juden in diese Städte/Region umgesiedelt.
27 v. Chr.
Antiochia wird zur Residenz des römischen Kaisers.
35 n. Chr.
Gründung der christlichen Kirche in Antiochia. Von Antiochia aus verbreitete sich das Christentum über Anatolien bis nach Europa. Die sogenannte Höhlenkirche St. Petrus-Grotte in Antiochia gilt als eine der ältesten Kirchen der Christenheit. Hier wurden die Jünger Christi zum ersten Mal „Christen“ genannt.
Diese Kirche ist noch erhalten und eine vielbesuchte “Pilgerstätte” im heutigen Antakya.
In der römischen und späteren byzantinischen Zeit – der sogenannten Blütezeit – war Antiochia neben dem glanzvollen Rom und Alexandria die drittgrößte Stadt der Welt mit über 500.000 Einwohnern. Das archäologische Museum in Antakya bewahrt das Erbe dieser Zeit. Tausende
Mosaike und Kunstwerke bezeugen die Schönheit dieser antiken Stadt. Beleuchtete Straßen, Parkanlagen, Theater, Hamams, ein olympisches Stadion sowie ein Tempel für Zeus und Apollon gehörten zum Stadtbild. Der Geschichtsschreiber Libanios (314 – 393 n. Chr.) schrieb in seinen Memoiren:
„Wenn die Götter tatsächlich den Himmel verlassen, um auf Erden zu weilen, dann, so glaube ich, kommen sie hier zusammen, um Gemeinschaft zu pflegen. Denn es gibt keinen schöneren Aufenthaltsort. “ (Libanios, Antiochikos, §§ 236A und 237).
Der römische Kaiser Vespasian, der in Rom das Kolosseum errichten ließ, began auch in Seleukia Piera (Samandağ) im Jahr 69 n. Chr. den Bau eines Tunnels, um den Hafen vor Erdrutschen zu schützen und die Stadt zu bewässern. Ein bemerkenswertes Bauwerk für diese Zeit. Erst im Jahr 81 wurde der Tunnelbau durch seinen Sohn Kaiser Titus vollendet (Titus-Tunnel).
Die Überreste der antiken Stadt kann man heute neben dem archäologischen Museum wie auch an vielen weiteren Orten – sowie im Museumshotel in Antakya – bewundern. Jahr 395 – In der römischen Epoche war Antiochia gleichzeitig Hauptstadt und Residenz eines Königs. Nach der Teilung des Römischen Reiches im Jahr 395 gewann Antiochia in der oströmischen Zeit noch größere Bedeutung. Gleichzeitig litt die Stadt unter politischen und religiösen Machtkämpfen.
Jahr 526
Ein verheerendes Erdbeben zerstört die Stadt vollständig. Hunderttausende Menschen kamen dabei ums Leben.
Jahr 637
In der Folge wurde Antiochia von Persern und schließlich im Jahr 637 von den Arabern erobert. Nach der Rückeroberung durch die Byzantiner im Jahr 969 folgte die Eroberung durch die lateinischen Kreuzritter im Jahr 1097.
Jahr 1268
Die Stadt wird schließlich von Mamluken Sultan Beybars eingenommen und völlig zerstört.
Jahr 1360
Das antiochenische Patriarchat (Rum-Orthodox – Christen im oströmischen Reich) verlagert Ihre Residenz von Antiochia nach Damaskus.
Jahr 1516
Antiochia (Antakya) wird eine Provinzstadt des osmanischen Reiches.
Seit 1939 gehört Antiochia zur modernen Türkischen Republik und wird nun Antakya/Hatay genannt.
Die heutige Region Hatay
Es gibt sehr viel über den heutigen Zustand von Hatay zu erzählen – über Antakya als Zentrum, aber auch über die Provinzstädte wie İskenderun, Samandağ, Altınözü, Arsuz und einige weitere Orte. Wer sich dafür interessiert, sollte sich die Zeit nehmen und diese wunderbare Geografie bereisen.
Samandağ (Seleukia Piera) ist die südlichste Hafenstadt am Mittelmeer, wo der Fluss Asi (Orontes) ins Meer mündet. Um sich ein Bild von Samandağ zu machen, sollte man
auf die umliegenden Berge hochgehen bzw. hochfahren – etwa bei Kapısuyu, Hıdırbey oder Vakıflı – und die Stadt von oben betrachten.
Eine Ebene umgeben von Bergen und durchzogen vom Fluss Asi. Eine phantastische Vegetation mit unbeschreiblicher Vielfalt: Olivenhaine, Zitrusbäume, Orangen, Feigen, Lorbeerbäume, Granatäpfel und vieles mehr.
Die Menschheit hat diesen Ort nicht ohne Grund gewählt.
Antakya steht für eine weitreichende Vielfalt – seit der Gründung bis heute. Spricht man mit den Menschen dort, hört man Türkisch, Arabisch, Kurdisch, Armenisch,
Aramäisch, Hebräisch und einen unverwechselbaren Dialekt, der all diese Sprachen miteinander vereint.
Die kostbare Küche dieser Region spiegelt diese Vielfalt wieder. Besonders die zahlreichen und einzigartigen Vorspeisen sind hier zu Hause.
Auch in religiöser Hinsicht hat Antakya ein selten erlebten Vorbildcharakter.
Muslime, Christen und Juden leben hier nicht nur nebeneinander, sondern auch miteinander.
Antakya hat in ihrer Geschichte viele Naturkatastrophen, Kriege, Plünderungen und Seuchen erlebt.
So auch am 6. Februar 2023: Das Jahrhundert-Erdbeben der Stärke 7,8. Die Stadt wurde nahezu vollständig zerstört. Es gab tausende Tote (offiziell rund 35.000 Menschen) und hunderttausende Bewohner wurden obdachlos.
In Hatay leben aber trotz der vielen Rückschläge sehr fleißige, ehrgeizige und intelligente Menschen. So oft wie diese Stadt gelitten und mehrfach zerstört wurde, wird sie auch nach dem letzten Erdbeben in 2023 wieder aufgebaut werden.
Haben wir Ihr Interesse nach mehr Informationen geweckt? Sprechen Sie uns gerne heute an.
Auch nach der Veranstaltung stehen wir Ihnen mit Wissenswertem über
Antiochia und über unsere Kirchengemeinde in Wiesbaden zur Verfügung.
Wir bedanken uns für Ihren Besuch und wünschen Ihnen noch einen angenehmen
Aufenthalt bei unserer Kulturveranstaltung.
Antiochenisch-Orthodoxe Kirchengemeinde
des Hl. Johannes Chrysostomos in Wiesbaden